千姿百态看德国·社会篇(汉德对照)
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Studenten und Senioren unter einem Dach

Studenten finden keine bezahlbare Unterkunft, während Senioren oft allein in großen Wohnungen wohnen. Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ löst beide Probleme. In mehr als 30 deutschen Städten gibt es Initiativen, die in diesem Projekt zusammengeschlossen sind, darunter Köln, Frankfurt, München, Aachen und Düsseldorf. Studierende können sich beim Studentenwerk danach erkundigen.

Wozu denn das Projekt „Wohnen für Hilfe“?

In deutschen Universitätsstädten ist günstiger Wohnraum für Studenten knapp. In München kostet ein Zimmer mit 30 Quadratmetern pro Monat durchschnittlich 634 Euro Miete. Zu Semesterbeginn ist es Glückssache, einen Platz im Uni-Wohnheim oder in einer Studenten-WG zu finden. Auf der anderen Seite gibt es viel ungenutzten Wohnraum: In Deutschland wohnt etwa jeder Dritte über 65 Jahre allein, weil der Partner gestorben ist und die Kinder längst ausgezogen sind. Das Amt für Wohnungswesen brachte das Projekt „Wohnen für Hilfe“ auf den Weg, um beide Probleme auf einmal zu lösen.

Dabei gilt die Faustregel: Für einen Quadratmeter Wohnraum leisten die Studierenden eine Stunde Hilfe im Monat. Völlig kostenlos wohnen sie trotzdem nicht, denn sie müssen einen kleinen Betrag für Nebenkosten wie Strom, Heizung und Wasser zahlen. Die Art der Hilfe richtet sich nach den Bedürfnissen des Wohnungsbesitzers - etwa einkaufen, putzen, kochen, Gartenarbeit und handwerkliche Tätigkeiten, oder auch Gesellschaft bei Spaziergängen oder beim Kartenspielen. Ausgeschlossen sind Pflege und Krankenbetreuung. Die WG-Partner definieren die Aufgaben gemeinsam und fixieren sie in einem Vertrag.

Voraussetzung für das generationenübergreifende Wohnen

Am Anfang war das Projekt nur an Senioren gerichtet. Inzwischen wurde der Rahmen erweitert, auch Familien, Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderungen werden für das Projekt angesprochen. Um Kontakt zu privaten Haus- und Wohnungsbesitzern und -inhabern zu bekommen, kooperiert das Amt für Wohnungswesen mit dem Verband Haus und Grund. Die Anbieter des Wohnraums sollen am Austausch mit jungen Menschen interessiert sein. Dabei verzichten sie auf die Kaltmiete und nehmen andere Leistungen in Anspruch. Sie müssen mindestens einen abschließbaren Raum zur Verfügung stellen, Badezimmer und Küche werden gemeinsam genutzt oder separat angeboten.

Die Helfer sind hauptsächlich Studenten, die an einer Uni oder Hochschule immatrikuliert sind, oder die ihre Ausbildung absolviert haben. Um einen möglichst großen Kreis zu erreichen, arbeitet das Amt mit dem Studierendenwerk und der Handwerkskammer zusammen. Der wichtigste Grund für die starke Nachfrage ist natürlich die geringen Kosten. Ein gewisser Teil macht mit, weil sie Erfahrung im sozialen Bereich sammeln wollen. Aber die Voraussetzung für die Interessenten ist die Offenheit für generationenübergreifendes Wohnen und die Bereitschaft, ihre Arbeitsleistung einzubringen.

Harmonische Wohngemeinschaft von Alt und Jung

Bei Studenten ist die alternative Wohnform sehr gefragt, vor allem zu Beginn des Wintersemesters. Evelina, die aus der Nähe von Kiel kommt, hat im Radio von dem Projekt gehört. „Als ich mir wegen des Studiums in Münster eine Wohnung suchen musste, war mir klar, dass ich mit einem alten Menschen zusammenleben möchte, dem ich helfen kann“, sagt die Studentin, die sich schon seit Jahren bei den Pfadfindern engagiert. Seit einem Jahr lebt sie jetzt unter dem Dach von Gisela Gebhardt, vier Stunden in der Woche geht sie der Seniorin zur Hand. Und nicht nur das. Die beiden verstehen sich gut. „Wir trinken häufig Tee zusammen und erzählen uns was“, sagt Evelina. Oder sie machen gemeinsam Musik. Frau Gebhardt spielt Akkordeon und Evelina begleitet sie auf dem Saxofon. Sogar zusammen aufgetreten sind die beiden schon - mit dem Seniorenorchester von Frau Gebhardt, in einem Münsteraner Altenheim. So harmonisch wohnen das junge Mädchen und die alte Dame unter einem Dach.

Allerdings kann es auch sein, dass Probleme auftauchen - wie in jeder WG. Hier spielt zusätzlich der Unterschied zwischen den Generationen eine Rolle. Trotzdem sind die Erfahrungen überwiegend positiv, die meisten Studenten und Senioren erleben die Wohnpartnerschaft als harmonisch und bereichernd.